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Das Skapulier

Veröffentlicht: Januar 1, 2014 in Geschichte, Heilige Gottesmutter, Liebe, Treue

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Dieses Schutzkleid der Gottesmutter ist eines der wichtigsten marianischen Sakramentale des frommen katholischen Volkes.

Im reichen Schatz der Sakramentalien der Heiligen Kirche gibt es mehrere Skapuliere verschiedener Orden.

Das bedeutendste aber und am weitesten verbreitete ist das braune Skapulier vom Berge Karmel.

Maria verspricht, mich zu retten

„Wer immer mit diesem Gnadenkleid bekleidet sterben wird, der wird vor dem ewigen Feuer bewahrt bleiben“, so lautet das Versprechen der Muttergottes über das braune Skapulier.
Die Mutter der Barmherzigkeit wird nie zulassen, daß ihre wahren Diener ewig verloren gehen. Wenn sie diese Verpflichtung, über die wir nur deshalb staunen, weil sie alle unsere Hoffnungen übersteigt, gegen uns übernimmt, dann ist es, als spreche sie zu uns: „Solange ich das Skapulier, das meine besonders geliebten Kinder auszeichnet, an euch erblicken werden, wird dieses Zeichen eurer Liebe zu mir wohlgefällig sein und mich veranlassen, euch eine besonders wachsame und zärtliche Liebe zuzuwenden. Alles, um was die Kirche bei eurer Aufnahme in meine Bruderschaft bittet, wird euch auf meine Fürbitte gewährt werden:

– die Zeit, gut zu leben;
– die Gelegenheit und die Mittel, gute Werke zu verrichten;
– die Beharrlichkeit im Guten.

Wärest du so unglücklich, dir durch eine schwere Sünde die Ungnade meines Sohnes zuzuziehen, so werde ich dich auch dann noch nicht verlassen, so lange ich das Zeichen meiner Bruderschaft an dir sehen werde. Aus den göttlichen Schätzen werde ich dir eine so wirksame Gnade vermitteln, daß sie dein Herz rühren und eine heilsame Umwandlung in dir bewirken wird. Wenn du nur nicht durch hartnäckigen Widerstand gegen alle Bemühungen meiner Liebe mich zwingen wirst, dich von meiner Bruderschaft auszuschließen und dir mein Kleid zu entziehen, dann wird mein Wohlwollen für dich so weit gehen, daß du, falls du durch die heiligen Sakramente oder durch einen Akt vollkommener Reue gereinigt und mit dem Skapulier bekleidet sterben würdest, den Streichen einer unerbittlichen Gerechtigkeit nicht anheimfallen wirst.“

Maria kommt mir im Fegefeuer zur Hilfe und kürzt mir die Dauer der Strafe ab

Ihrem Versprechen gemäß wird sie die Religiösen und die Mitglieder dieser Bruderschaft an dem traurigen Ort, wo sie ihre Fehler abbüßen, aufsuchen. Wie könnte man zweifeln, daß dieser Besuch ihnen Ermutigung, Erleuchtung und Frieden bringen werden?

Außerdem erklärt sie: „Wenn sie dieses Leben verlassen und in das Fegfeuer eingegangen sein werden, dann werde ich, ihre Mutter,an dem auf ihren Tod folgenden Samstag sie besuchen, um sie zu trösten. Ich werde die, die ich dort finden werde, befreien, um sie auf den Heiligen Berg des Ewigen Lebens zu führen.“

Gestiftet von der Königin der Himmel

Das Karmelgebirge und seine Höhlen und Klüfte im Heiligen Land hatte schon dem Großen Propheten Elias und seinem Schüler Elisäus Obdach geboten, als sich am Beginn des 13. Jahrhunderts sich die ansässigen christlichen Eremiten zum Karmeliterorden zusammenschlossen. Das erste Kloster wurde gegründet und wurde reich gesegnet. Aus ganz Europa kamen Mönche. Aufgrund der ständigen Bedrohung durch die mohammedanischen Sarazenen wurde manchen die Rückkehr in ihre Vaterländer erlaubt und so wurden auch dort zahlreiche Klöster gegründet. Schließlich zerstörten die Sarazenen das Kloster auf dem Berg Karmel und in dieser Prüfung starben die dortigen Mönche als Märtyrer. Der Orden wurde aus dem Heiligen Lande vertrieben.
In England trafen die Karmeliter bereits hochbetagte Heilige Simon Stock, dessen Name daher rührte, dass er seit seinem zwölften Lenze um das Evangeliums willen das Vaterhaus verlassen hatte um als Einsiedler in einem hohlen Eichenstamm zu wohnen. Aus glühender Liebe zur Gottesmutter Maria schloß er sich der vertriebenen Gemeinschaft an. Da zählte sein Leben 48 Winter.  Mit 80 wurde er zum Oberen gewählt, in einer Zeit der Bedrängnis und der Gefahr für das Fortbestehen des Bettelordens. Der verzweifelte Hl. Simon Stock rief daraufhin die Hl. Jungfrau an, ob sie ein Zeichen ihres mütterlichen Schutzes und Fürsorge gewähren könnte.

Am 16. Juli im Jahre des Herrn 1251 erschien daraufhin die lichtumflossende Heilige Maria dem Hl. Simon Stock und  übergab ihm das Skapulier. Es sind folgende Worte überliefert:

„Mein Sohn, empfange dieses Skapulier deines Ordens; es ist das Zeichen der besonderen Vergünstigungen, die ich für dich und die Kinder des Karmel erlangt habe. Wer in diesem Gnadenkleide sterben wird, wird vor dem ewigen Feuer bewahrt bleiben. Es ist ein Zeichen des Heiles, ein Schutzkleid in Gefahren, das Unterpfand eines besonderen Friedens und besonderen Schutzes.“

In gewaltiger Freude fand dieses Geschenk des Himmels im Orden rasche Verbreitung.  Unter dem Schutz der Gottesmutter begann nun der Karmeliterorden aufzublühen. Als der Heilige Simon Stock im Jahre 1265 in die Ewigkeit einging war er hundert Winter alt und  die junge Ordensgemeinschaft zählte bereits 40 Klöster und Einsiedeleien.

Doch das Skapulier war nicht den Brüdern und Schwestern des Karmeliterordens vorbehalten, sondern wurde der ganzen Kirche gespendet. Das Gandengeschenk wurde von Maria dem ganzen Volk der Erlösung gemacht, weshalb sich schon zu Lebzeiten des Heiligen Simon Stocks Skapuliersbruderschaften gründeten.  Sie dauernd fort bis auf den heutigen Tage.

Verweis:
http://www.lauringer.de/altes_papoo_2/index.php?menuid=10

Die Mette von Marienburg

Veröffentlicht: Januar 1, 2014 in Geschichte, Heldentod, Liebe, Rittertum, Treue

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1.

»Nachtlockiges Weib, jagellonisches Blut,
So siegte doch endlich die süße Glut!
Lang‘ blieb ihr verhaßt der Deutsche, der Fremde,
Mit dem weißen Mantel auf schuppigem Hemde:
Doch endlich ward sie inne
Der siegenden Frau Minne,
Daß sie mir freud’ge Botschaft schrieb:
»O, komme, so wahr dir dein Leben lieb,
In der Christnacht auf Podol, mein Schloß.«
Nun, Greif, mein Rappe, mein wackres Roß,
Die schöne Feindin soll nicht warten!«

Und er zieht geheim in den Burgwallgarten
Am Zügel das leise wiehernde Tier:

»Schweig, trauter Greif, das rat‘ ich dir!
Wenn uns die Gebiet’ger erlauschten, die frommen,
Wir würden in sichern Verwahr genommen,
Und wir flögen wohl niemals wieder, wir beide,
Auf Minnefahrt durch Wald und Heide.«

Und sacht und rasch auf beschneitem Rasen
Führt er das Roß an die Ausfallpforte:

»Still, alter Hans, keine Predigtworte!
Willst du vielleicht das Lärmhorn blasen
Und den Priestern deinen jungen Herrn
Verraten, daß sie ihn fahn und sperrn
Sein Leben lang zu Brot und Wasser,
Die gottseligen Burgunderprasser?«

Da lachte Hans, dann sprach er ernst:

»Daß du doch niemals Sitte lernst!
O lieber Falk, mein Junker wert,
Weit ist gerühmt dein rasches Schwert:
Jedoch du läss’st nicht von der Minne!
Die frommt dem Deutschherrnritter nicht!

Wohin stehn dir heut‘ nacht die Sinne,
Heut‘ nacht, da heil’ge Christenpflicht
Uns alle ruft zur Mittnachtmette?«

»Auf Hans, rasch fort die Riegelkette!
Vielschönes Weib berief mich heiß!«

»Die Nogat geht in Trümmereis!« –

»Greif schwimmt gleich einem Neckarhecht!«

»Im Weichselwalde fährt sich’s schlecht:
Dort rennen rudelweis die Wölfe.«

»Nicht fürcht‘ ich ihrer zehn und zwölfe!«

»Im Tanne von Podol verhohlen
Masuren bergen sich und Polen.«

»Gleich ihren Wölfen acht‘ ich sie:
Zwölf gegen einen fürcht‘ ich nie!
Rasch auf das Türlein! Greif, nun lauf:
Frau Aventiure, nimm mich auf!« –

2.

»Gesteh, du wilder, geliebter Mann,
Ob Zauber dir mein Herz gewann?
Du bist wie Sturm und Glut und Gewitter,
Bist heißer als all‘ die blonden Ritter,
Bist mark’ger als die Polenknaben:
Aus deinen dunklen Augen und Locken
Sprüht’s und knistert’s wie Feuerflocken,
Du bist wie Gold und Stahl und Flamme« –

»Schön Lieb, das rührt von meinem Stamme!
Ich bin vom freud’gen Volk der Schwaben,
Ich bin aus Deutschlands wonn’gem Süd,
Wo heißer Blut und Minne glüht!
Wer suchte wohl den Falk von Stauf
Heut‘ nacht bei schön Lodoiska auf!«

»Wie kamst du in den frommen Orden?«

»Der Heimat war ich urdrüß worden:
Mein Schwert schlief ein auf leichten Siegen:
Da drang der Ruf ins Neckarland:
– ›Die deutschen Herrn erliegen!
Marienburg wird heiß berannt,
Sie schüttelt kaum vom Nacken
Die Wölfe, die Polacken,
Und Tag um Tag tobt grimmes Morden.‹ –
Da dacht‘ ich: ›Falk, flieg aus nach Norden.‹
So trat ich in den frommen Orden:
Traun, nicht fürs Werk der Pfaffen,
Fürs freud’ge Werk der Waffen.«

»So magst du leichtern Herzens hören,
Was ich erst jetzt enthüllen kann:
Du kannst den Plan nicht mehr zerstören,
Der meinem Volk den Sieg gewann:
Als ich dich sterben sollte wissen,
Da ward mein Lieben grell mir klar:
Geliebter Mann, dich hat entrissen
Lodoiska sichrer Todgefahr:
Weißt du, weshalb ich dich beschworen
Heut‘ aus Marienburg hieher?
All‘ deine Brüder sind verloren,
Sie schaun den nächsten Tag nicht mehr!
Verrat erschließt das Nogattor
Beim letzten Schlag der Mitternacht:
Sechstausend Polen stehn davor:
Was drinnen lebt wird umgebracht.
So siegt mein Volk – die Deutschen fallen:
Doch du, der Einz’ge, sollst von allen,
Du wilder Edelfalke mein,
Durch mich, für mich gerettet sein:
Ich liebe dich! Komm an mein Herz« –

Auf fuhr der Stauf in Schreck und Schmerz:

»Marienburg! der Brüder Leben!
Gott, Flügel mußt du jetzt mir geben!«

Und eh‘ die Polin sich’s versehn,
War schon der kühne Sprung geschehn
Vom Erkerfenster in den Schnee:

»Jetzt renne, Greif! sonst, ewig: Weh!«

3.

Den Nacken gesenkt, die Zügel verhängt,
Durch die Nacht kommt der rasende Reiter gesprengt.

Längst ließ er die Straße, verlor er den Pfad,
Nach Süden, nach Süden nur pfeilgerad!

Über der Heiden endlos Weiß,
Über der Bäche krachendes Eis,
Über die Schluchten von mürbem Schnee,
Über den spiegelglatten See,
Hinab die Halden, hinan die Hügel
Trägt ihn das Roß wie Adlerflügel:
Die Dornen reißen im heißen Hetzen
Vom flatternden, weißen Mantel Fetzen,
Schon gewann er den dichten Wald von Podol:
Zu seinen Häupten lacht es hohl: –
Das sind in den Föhrenwipfeln die Eulen.
Doch näher und immer näher heulen
Die Wölfe zur Rechten, die Wölfe zur Linken:
Dem Rappen wollen die Kniee sinken,
Es schnaubt, es zittert das edle Tier:

»Greif, Freund Greif, nicht bange dir!
Halt‘ aus, halt‘ aus! es gilt viel mehr
Als unser Leben: es gilt die Ehr‘!
Laß sie nur kommen, die Hunde, die feigen:
Ich will ihnen schwäbisches Eisen zeigen.«

Und er klopft ihm den Hals – ausgreift das Roß –:
Ganz nah schon rennt der heulende Troß:
Zur Linken, zur Rechten sieht er sie jagen,
Doch den Ansprung will keiner wagen:
Herr Stauf zieht jetzt sein breites Messer:
Er schwingt’s im Mondlicht – das scheucht sie besser:
Aber die eine, die Wölfin, die magre,
Die graue, die große, die hungrige, hagre,
Reißt endlich hin die lechzende Gier:
Sie springt auf den Bug dem schnaubenden Tier: –
Da fährt durch die Gurgel ihr scharfer Stahl,
Und die Sterbende schleudert Herr Falk zur Erde –
Und sofort sie zerfleischen die andern zumal
Und lassen vom Reiter und seinem Pferde. –
Der weiße Mantel ward blutig rot:
»Vorüber, Freund Greif, die Wolfesnot –

Aus dem Tann in das Freie jagt der Stauf; –
Was stutzt der Rappe? was hält ihn auf?
Vor ihnen welch‘ Gurgeln! der Mond tritt grell
Aus dunklem Gewölk: er leuchtet hell
Und ringsum kracht’s und knistert und dröhnt:
Die Nogat ist’s, die im Eisgang stöhnt!
Im Strahl des Monds, weiß, grün und grau,
Wogt Wasser und Eis – welch‘ grimme Schau!
Bald Fluten schwarz wie Todesnacht,
Bald Eisgezack kristallner Pracht:
Es rauscht, es knirscht, es zieht, es kracht: – –
Falk spornt das Roß: doch der treue Greif
Er sperrt sich todesbang und steif:
Die Vorderfüße vorgestemmt,
Den Hinterbug zurückgehemmt,
Die Mähne weht kopfüber wirr, –
So starrt er in das Eisgeklirr;
In die dunkle Flut, in den kalten Wind: – –

»Greif aus, mein Greif, geschwind, geschwind!
Schwimm durch! schwimm durch! es gilt viel mehr
Als unser Leben: es gilt die Ehr‘!
Nun spring‘ und schwimm! es muß, es muß!«

Und in den eisigen, grollenden Fluß
Setzt der Rappe mit edlem Schwung:
Er springt und watet und schreitet und klimmt
Ans Ufer, ans steile, mit sichrem Sprung!
Da grüßet schon – das ist kein Stern! –
Das Licht Marienburgs von fern,
Das rote Licht vom Remterturm! –

Doch vor der Burg, wie ein ringelnder Wurm,
Was kauert und schleichet und lauert dort?

»Halt, Reiter, gib das Losungswort«
So ruft’s in zischelndem Slawenton! –

»Der Teufel ist’s, du Wolfessohn,
Der Teufel kömmt euch holen,
Ihr gottverfluchten Polen!«
So ruft Herr Falk und jagt vorbei:
Da hallt ein halb verhalt’ner Schrei:
»Nach, nach! mit allen Rossen!
Mit sausenden Geschossen,
Doch leis, daß von der Zinne
Man unser nicht wird inne.«

Und hinter dem keuchenden, schäumenden Rappen
Die kleinen polnischen Hufe klappen:
Und verrät der Mond den weißmant’ligen Reiter,
Dann schwirren die Pfeile: weit und weiter
Schon jagt er voraus: – noch einmal ein Schwarm
Von Geschossen auf Schulter und Rücken und Arm: –
Da hält er auch schon vor dem Nogattor:
Tot stürzt das Roß: – aus dem Sattel empor
Der Reiter springt und mit letzter Kraft
Schlägt er ans Tor das Schwert mit Macht,
Ein-, zweimal, drei: – und geisterhaft
Anschlägt die Glocke Mitternacht.
Er ruft: »Verrat! auf! auf!
Euch Brüder warnt der Stauf,
Laßt jetzt Gebet und Metten,
Das Leben gilt’s zu retten!
Verrat erschließt das Nogattor
Beim letzten Schlag der Mitternacht –
Sechstausend Polen stehn davor –
Ich kann nicht mehr – es ist – vollbracht!«

Ein lauter Hornruf scholl vom Wall,
Rings Fackeln, Waffen überall:
Bald brachen wie Gewitter
Hervor die deutschen Ritter.
Die Polen flohn mit Eilen: –
Doch tot, mit sieben Pfeilen,
Hob man den Warner auf,
Den Schwaben Falk von Stauf!

-Felix Dahn